Einstigen PISA-Champion Finnland mit ERASMUS+ erkunden

Anfang der 2000er bejubelte die Bildungswelt das Schulsystem des PISA-Champions Finnland als zukunftsweisend. Tatsächlich stand Finnland bei internationalen Vergleichen der Schüler regelmäßig an der Spitze, obwohl noch in den 70er Jahren Lehrer-Delegationen in Länder wie die DDR reisten, um sich Ideen für das eigene System zu holen. Doch im Laufe der Jahre fielen die Leistungen trotz neuen Strategien ab. Nichtsdestotrotz zieht das Land immer noch viele pilgernde Lehrergruppen an, die auf der Suche nach speziellen Unterrichtsmethoden finnische Schulen hospitieren. So ähnlich gestimmt reisten Elena Schwarz, Lin Av und Ivana Wycoff, Lin Av vom 26.11. bis 02.12.2023 mit weiteren 22 Berufsschulkolleginnen und -kollegen aus ganz Deutschland und drei bulgarischen Kolleginnen nach Finnland in die Nähe von Oulu. Die Veranstaltung, von Teachers on the Move organisiert und über ERASMUS+ kofinanziert, hatte ein umfangreiches Programm für die sieben Tage zusammengestellt. In den ersten vier Tagen besuchten wir verschiedene berufsbildende Schulen im Oulu-Bezirk.

Unser Gastgeber, das Berufsbildungszentrum JEDU, ist der wichtigste Organisator der Berufsbildung in der Region Oulu-Süd und spielt auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Region. Insgesamt zählt es etwa 3.100 Studenten, über 50 Berufsabschlüsse, 360 Mitarbeiter. JEDU ist an sieben Standorten tätig, von denen wir die folgenden besuchten:

• The Vocational Education Centre, Nivala (Logistics, Electrical engineering and automation technology Vehicle Sector, Construction)

• The Vocational Education Centre, Haapajärvi (Agriculture and forestry)

• The Vocational Education Centre, Oulainen (Social and health care unit)

• The Vocational Education Centre, Kalajoki (House building site) • The Vocational Education Centre, Oulainen (Catering and Cleaning unit)

• The Vocational Education Centre, Haapavesi (food industry, catering and restaurant industry, technical fields)

• dazu noch das Gymnasium in Oulainen.

Nach Abschluss der grundbildenden neunjährigen Gemeinschaftsschule können die Jugendlichen in Finnland entscheiden, ob sie ihren Bildungsweg in der allgemeinbildenden Sekundarstufe II oder in der beruflichen Bildung fortsetzen wollen. In der Berufsausbildung läuft einiges anders als in Deutschland:

1) Lernende können sich über ein flexibles, ganzjähriges Zulassungssystem einschreiben.

2) Es gibt auch keine Abschlussprüfungen, sondern Kompetenzkataloge. Die Studentinnen und Studenten (so aufgewertet werden in Finnland Auszubildende genannt) gehen so lange zur Berufsschule, bis sie alle erforderlichen Kompetenzen für den Beruf erlangt haben, i.d.R. ein bis vier Jahre, je nach Vorkenntnissen. Entsprechend gibt es individuelle Lehrpläne für jeden.

3) Durch Belegung bestimmter Kurse in der Berufsschule mit bestimmter Anzahl von sogenannten Credit Points (CP) (Leistungspunkten) erlangt ein Berufsschüler den Zugang zum Studium.

4) Die gesamte berufliche Bildung, inklusive Lehrmittel für Auszubildende und teilweise für Lehrkräfte (Bücher, Hefte, Stifte, Radiergummis etc.) wird aus öffentlichen Mitteln finanziert und ist für die Lernenden kostenlos.

5) Die Verpflegung in den Schulkantinen (Frühstück, warmes Mittagessen und Zwischenmahlzeiten) ist für Auszubildende kostenlos, Lehrkräfte müssen eine geringe Zuzahlung leisten. Im Fall vom Berufsbildungszentrum JEDU werden Berufsschulen an verschiedenen Standorten an den jeweiligen Schulküchen von The Vocational Education Centre, Haapavesi (food industry, catering and restaurant industry) (Berufsschule für Catering und Lebensmittelindustrie) bekocht.

Der Unterricht wird sehr praxisorientiert gestaltet und auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ausgerichtet. Das praktische Lernen ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung. Davon überzeugten wir uns selbst bei der Besichtigung diverser Werkstätten und praktischer Unterrichtsräume.

In Kfz-Werkstätten werden Autos unter der Aufsicht der Lehrkräfte repariert, in den Schreiner- und Zimmererwerkstätten Saunas, Hütten und sogar Ferienwohnungen gebaut. Die beruflichen Schulen funktionieren wie Unternehmen und dürfen ihre Fertigerzeugnisse in der freien Marktwirtschaft vermitteln.

Allerdings dürfen sie keine Profite machen, und wenn welche entstehen, müssen sie in weitere Schulprojekte reinvestiert werden. Aber auch die Ausstattung der Praxisräume für die Kinderpflegeschule war eindrucksvoll: Kita-Kinderzimmer mit Babybetten, Spielzeug, Puppen, Wasch- und Sanitäreinrichtungen und Schränke wurden hier eindrucksvoll nachgestellt, um möglichst nah das zukünftige Arbeitsleben nachzubilden. Allerdings haben wir entgegen unseren Erwartungen festgestellt, dass die Berufsschulen in Finnland nicht viel anders mit digitalen Werkzeugen ausgestattet sind als unsere Schule in Bayern. Neben Laptops haben wir auch viel Papier in Form von Arbeitsblättern, diversen Schülerplakaten, Postern und vielen Büchern gesehen. Die finnischen Kollegen erzählten uns, dass die Studenten sich weiterhin Bücher wünschen und somit eine Vielfalt aus analogen und digitalen Werkzeugen im Unterricht entsteht.

An allen Schulen wurden wir sehr herzlich willkommen geheißen und oft durch das obligatorisch im Schulfoyer stehende Klavier oder sogar einen Flügel musikalisch begrüßt. Auch die sportliche Begrüßung mit zwei bis drei Tischtennisplatten, Mini-Billardtischen, ja sogar einigen Schachtischen in den Schulaulen hat unserem Lehrerteam viel Freude bereitet. Der Austausch auf Englisch funktionierte meist sehr gut.

Der Unterricht sah normal aus, teilweise wirkte es sogar wie Frontalunterricht, die Lehrer arbeiteten auf sich zentriert. Auffällig war allerdings die Ruhe in der Schule gewesen, die Schüler wie die Lehrkräfte wirkten alle recht gelassen. Die Klassenstärke bestand aus 12 bis 16 Schülern.

Besonders beeindruckend waren für uns die großzügigen Klassen- und Aufenthaltsräume in den Schulen, fantasievoll gestaltete Mensen, gemütliche Sitzecken mit vielen großen Zimmerpflanzen und ein allgemein heimisches Gefühl, das mehr an einen Aufenthalt im liebevoll gestalteten Wohnzimmer erinnerte als an eine Schule im klassischen Sinne.

Auch kulturell sollte unser Austausch nicht zu kurz kommen: Bis zu minus 20 Grad und Schnee ließen uns in Weihnachtsstimmung kommen und am fünften Tag besuchten wir den Weihnachtsmann im Santa Claus Village in Rovaniemi.

Beim anschließenden Besuch des Museums Arktikum konnten wir uns über die Bewohner Lapplands und den Polarkreis / Arctic Circle sowie den Klimawandel informieren, bevor es am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland ging.

Der Schlüssel zum Erfolg bei der finnischen Bildung

Uns scheint, dass der Schlüssel zum Erfolg der finnischen Bildung nicht in speziellen Unterrichtssituationen, Gruppenarbeits- oder kooperativen Lernformen liegt. Vielmehr trägt ein vernünftiges System, das den Kern der Bildung - die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schülern sowie die individuelle Unterstützung der Lernenden bei ihren Lern- und Qualifizierungswegen - im Blick hat, dazu bei. Sonst ist jede noch so schöne neue Methode bald abgenutzt und die Suche nach einer anderen optimalen Methode beginnt von vorne.

Es gibt keine spezielle finnische Unterrichtsmethode, das finnische Bildungssystem als solches ist die Erklärung für den Bildungserfolg. Wenn man keinen Schüler zurücklassen will, muss man auch die Lehrer mitnehmen, ihnen mit Wertschätzung und Vertrauen begegnen und ihnen mit Rat, Personal und Ressourcen zur Seite stehen.

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle für die großartige Aufnahme an den finnischen Schulen!

Dieses Projekt wurde von der europäischen Union finanziert. Die geäußerten Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen der Autorin und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür verantwortlich gemacht werden.

Autor: Elena Schwarz, Lin AV

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